Studienauftrag auf Einladung: 2024 (1. Preis)
Bauauftraggeberschaft: BGF Frohheim
Mitarbeit: Marvin Franz (Projektleitung), Moritz Schmidlin, Fanni Müller
Beatus Domi - Ein Haus für Studierende
An der stark lärmbelasteten Schnittstelle der beiden Verkehrsachsen Wehntaler- und Bucheggstrasse soll neuer Wohnraum für Studierende sowie Gewerbefläche für die Arbeitsstelle der Genossenschaft entstehen. Das vorgeschlagene Bauvolumen für Studierende reiht sich mit seinen vier Geschossen und einen zurückversetzten Attikageschoss in die Regelbebauung der benachbarten Strassenbebauung ein. Der abgewinkelte Baukörper folgt dem Verlauf der Strasse und schützt so den Hofbereich weitestmöglich vom Lärm des Strassenverkehrs. Zwei Höhenversätze entlang der Wehntalerstrasse passen den Baukörper dem Terrainverlauf an. An diesen Bruchstellen lagern sich jeweils zwei vorgesetzte, leicht zueinander versetzte Verandatürme mit Cockpitküchen an. Durch das geschossweise Verbinden oder Verweben der benachbarten Aussenräumen mittels ein paar Treppenstufen wird so ein starkes architektonisches Zeichen gesetzt, welches auf das gemeinschaftliche Wohnen verweist. An der Strassenecke erhält das Gebäude eine markante städtebauliche Auszeichnung zur Bucheggstrasse, indem der Turm zu einem in den Strassenraum auskragenden Eckerker umgedeutet wird.
Die Wehntalerstrasse wird als Quartierstrasse wahrgenommen, dieser Charakter soll durch die reich bepflanzten Vorgärten und die Verandatürme gestärkt werden. Hier liegen auch die Zugänge zum Co-Working und zu den Büroräumlichkeiten der Genossenschaft. Ein Durchgang zum Hof an der Bucheggstrasse führt zu den Wohnungszugängen. Der Hofzugang bildet zusammen mit dem hier liegenden dreiseitig verglasten Gemeinschaftsraum die Adressierung für das studentische Wohnen. So entsteht an der vielbefahrenen Bucheggstrasse ein belebter räumlicher Kontrapunkt und Treffpunkt für die Studierenden.
Im Hof führt ein kleiner gedeckter Pavillon mit Veloabstellplätzen und einer kleinen Grillküche die Reihe der benachbarten Hofbauten fort und schafft gleichzeitig eine akustische und visuelle Abgrenzung zur Stammsiedlung. Zwei offene, gerüstartige Treppenhäuser erschliessen von der Hofseite die 14 Wohnungen mit insgesamt 51 studentischen Zimmern, die Waschküchen auf dem Dach und zwei kleine Dachgärten.
Eine spezifische Wohntypologie für gemeinschaftliches Wohnen an einer lärmintensiven Strasse
Die Wohnungstypologie leitet sich aus der stark lärmbelasteten Situation und dem Raumprogramm ab. Die Lärmsituation macht die Abwendung aller Zimmer von der Strasse zum ruhigen Hof zwingend. Um der dadurch drohenden Verödung des Strassenraumes entgegen zu wirken, wird der Erschliessungskorridor entlang der Strasse mittels Ausweitungen, Einzügen und vorgestellten Veranden rhythmisiert und zu einer wohnlichen und belebten Raumenfilade transformiert und aufgewertet. Eine Raumfolge, die den Studierenden nicht nur zur Erschliessung dient, sondern zum Ankommen, Chillen, Kochen und gemeinschaftlichem Essen einlädt und über das offene Treppengerüst lärmabgewandt gelüftet wird. Die unterschiedlichen Brüstungshöhen und -tiefen der Bandfenster bilden die jeweiligen Nutzungen ab: die Sitznischen zum Verweilen, die Cockpitküche oder die Veranda.
Hölzerne Tragscheiben in der Wohnungsmitte bilden als statisches Rückgrat zu den Zimmern eine möblierbare Raumschicht und zur Wohnenfilade geschützte private Eingangssituationen aus. Die hölzernen Unterzüge gliedern die Raumenfilade zusätzlich. Durch Vorhänge entlang der Unterzüge kann der Einraum in einen Vielraum umgewandelt werden. Das geräumige, gut belichtete Entrée mit angegliedertem separaten WC verfügt über einen direkten Zugang zur Veranda. Die Veranden der jeweils halbgeschossige zueinander versetzten Wohnungen grenzen aneinander und werden über eine kleine gewendelte Treppe miteinander zu grösseren Nachbarschaften verbunden.
Im von der Strasse aus zurückversetzten Dachgeschoss finden sich zwei kleinere Wohnungen sowie an jedem Treppenhaus ein kleiner Waschraum. Die teilweise gedeckten Dachterrassen bilden einen vielfältig nutzbaren Begegnungsraum und können von den Studierenden zum Gärtnern, Sonnenbaden, Wäsche aufhängen, Spielen oder lesen angeeignet werden.
Das Gebäude ist in einer nachhaltigen Holzbauweise konstruiert. Gerichtete Stützen aus Brettsperrholz (CLT) tragen lineare Unterzüge. Auf diesen liegt die Deckenkonstruktion aus Brettstapeldecken mit einer mineralischen Schüttung und einem gegossenen Unterlagsboden mit einer Fussbodenheizung. Faserzementplatten bilden die Verkleidung der hinterlüfteten Fassade, die vertikalen Fugen sind mit farbigen Metallprofilen abgedeckt und zeichnen ein feines Netz über die Fassaden. Eine vertikale Begrünung vor der Zimmerfassade zum Hof schafft eine weiche vermittelnde Filterschicht zum baumbestanden Hofraum.