2019
Projektinfos

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren: 2019
Bauauftraggeberschaft: Stadt Uster, Stadtraum und Natur
Mitarbeit: Johannes Walterbusch, Feng Zhang, Fanni Müller
Landschaft: Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau
Statik: dsp Ingenieure & Planer, Bruno Patt

«zeugHAUS»

Das Zeughausareal in Uster mit den vier eindrücklichen Lagerhallen unter flach geneigten Dächern und der grossen dazwischen liegenden Freifläche ist ein wichtiger Zeuge seiner Zeit. Das Areal Ost wird als eine Abfolge verschiedener, untereinander vernetzter Aussen- und Innenräume verstanden: Das grosse Baumdach, der Kulturplatz, die Zeughaushalle sowie der neue «Kulturschuppen» grenzen sich einerseits voneinander ab und lassen sich andererseits miteinander kurz schliessen.

Die strassenbegleitenden Ahornreihen an der Berchtoldstrasse werden mit Eichen und Teilen des Platanenbestandes aus dem heutigen Parkplatz zu einem Baumdach verwoben. Es bindet das neue Kulturzentrum direkt an die Stadt an und begleitet die Einblicke und Zugänge aus dem Raum Zürichstrasse und Gerichtsstrasse zur Mitte. Das verdichtete Baumkarrée wird durch den mit einem Storchennest zeichenhaft ausgestalteten Aufgang aus der Tiefgarage räumlich gestärkt. Eine chaussierte Fläche in diesem Baumhain bietet sommerlichen Schatten für Aufenthalt, Markt oder kleinere, auch spontane Veranstaltungen und wird so zum aneigenbaren Schwellenraum zwischen Stadt und Kulturzentrum für informelle Nutzungen.

Der eigentliche Kulturplatz zwischen dem Kulturzentrum und der Halle Ost I mit ihren Erweiterungen wird bei grösseren Veranstaltungen zum Zentrum der Anlage. Hier finden eine Freilichtbühne, das Zirkuszelt oder eine grössere Festbestuhlung genauso Platz wie eine Vielzahl kleinerer Nutzungen.

Die bestehende Zeughaushalle wird mit den drei Foyers für die beiden Säle und das Kino zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt des Kulturzentrums. Eine runde Bar, eine zylinderförmige Treppe zur Musikschule in den Obergeschossen und eine Feuerstelle gliedern zusammen mit mobilen Vorhängen und verschieden zusammenstellbaren einfachen Sitzwürfeln die Foyers in unterschiedlich nutzbare Raumbereiche. Mit diesen wenigen, präzisen Eingriffen wird ein einfacher Umgang mit weiteren bautechnischen Fragen ermöglicht: Die Tragstruktur benötigt keine weiteren Verstärkungen, die Wandflächen der Halle werden nur dort mit Schichtexplatten gedämmt, wo neue Einbauten erfolgen, im Bereich des Foyers verbleiben die Backsteinwände sichtbar, die technischen Installationen können minimal gehalten werden.

Ein der Zeughaushalle vorgestellter «Kulturschuppen» ergänzt die Nutzungen des Zeughauses mit dem vielfältig nutzbaren grossen Saal, einem neuen Kunstraum und dem Restaurant. Sämtliche Bereiche sind über die Foyers im Zeughaus erschlossen, orientieren sich aber auch zum Kulturplatz und beleben diesen. Der grosse Saal lässt sich bei besonderen Gelegenheiten sowohl zum grossen Foyer in der Zeughaushalle über die bestehenden Rolltore als auch zum Kulturplatz über grosse Hubtore öffnen. Es entsteht ein vielfältiger räumlicher und funktionaler Austausch, der Saal lässt sich direkt in die Bespielung des Platzes einbeziehen: als offene Halle des Quartierfests, als Schlechtwetteroption des überregionalen Open Air Konzerts oder des lokalen Flohmarkts, als zusätzlicher Veranstaltungsort eines sommerlichen Filmfestivals. Das neue Restaurant liegt an der Schnittstelle von Eingang und Platz. Mit seinen überhohen Räumen und der variablen Aussenbestuhlung strahlt es nach allen Seiten aus. Der vorgelagerte Aussenraum wird durch ein schräg geneigtes Dach vor den Witterungseinflüssen geschützt.

Der Vorschlag bildet ein nach innen und aussen vielfältige Beziehungen aufbauendes, dichtes Nutzungskonglomerat, das eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Nutzungsszenarien erlaubt. Das Kommen, Verweilen und Gehen im Tages- und Wochenverlauf findet unter dem Baumdach, auf dem Kulturplatz, im zeugHAUS und im Kulturschuppen einen übersichtlichen, vielfältigen und zugleich fein differenzierbaren Rahmen.