Studienauftrag im selektiven Verfahren: 2018
Bauauftraggeberschaft: Reformierte Kirche Zürich Stadtverband
Mitarbeit: Johannes Walterbusch, Fanni Müller, Lucas Michael, Edoardo Signori
Statik: DSP Ingenieure & Planer AG
Landschaft: Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur & Städtebau GmbH
Baumanagement: Stettler Architektur & Planer AG
Haustechnik: H5 Haustechnik AG
Elektro: Mettler + Partner AG
Soziologie: Prof. Christina Schumacher, Soziologin & Dozentin für Sozialwissenschaften
«As Found»
Das Areal Glaubten liegt gut erschlossen an der Hauptverkehrsachse der Wehntalerstrasse in Zürich Affoltern. Es wurde in zwei Etappen bebaut, die heutige Anlage wurde nach den Plänen des Architektenpaars Esther und Rudolf Guyer in den siebziger Jahren errichtet. Sie zeichnet sich durch eine Komposition von Volumen und Höfen mit einer Umfassungsmauer aus, der bestehende Kirchgemeindesaal wurde in selbstverständlicher Art und Weise in die Anlage integriert. Die kräftige Architektur tritt zur stark befahrenen Strasse als introvertierter Ort der Ruhe in Erscheinung.
Fachspital «Sune-Egge und Sunegarte»
Das grosse Gebäude mit dem Spital fügt sich an der Riedenhaldenstrasse selbstverständlich in die Abfolge der Volumen von Saal und Taufkapelle ein. Es liegt im rückwärtigen Bereich der Anlage und hat seine Adresse aber an der Wehntalerstrasse. Hier liegt auch die Vorfahrt für die Sanität und das Tixi Taxi. Das Spital wird über den Eingangstrakt mit Shelterraum, Personenkontrolle und Wundbehandlung betreten, der zwischen dem grünen Hof und dem Lindenhof eingespannt ist. Um den zentralen Hof mit der Sommerlinde sind der Speisesaal, die Räume der Ergo-, Physio- und Kunsttherapie und der Raum der Stille mit Blick in die Krone der Linde angeordnet.
Eine prominente gewendelte Treppe mit einem grossen Treppenauge verbindet die Therapieräume mit den darüber liegenden geschossweise organisierten Pflegeabteilungen, sowie der Administration und der Geschäftsstelle der SWS im obersten Geschoss. Die Treppe dient neben einer weiteren aussen liegenden Fluchttreppe der Entfluchtung im Brandfall. Die Einfahrt in die Einstellhalle und die gesamte Anlieferung erfolgen ebenerdig von der Riedenhaldenstrasse her. Das Fachspital hat eine simple Stützen-Platten-Struktur aus Beton: Die weit gespannten Decken werden lediglich von den vorfabrizierten Fassadenstützen, den u-förmigen Gebäudetechnikschächten sowie den Liftwänden getragen. Alle übrigen Wände können somit als nichttragende Raumabschlüsse erstellt werden. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Organisation der aufeinander gestapelten Nutzungen, so dass auf eine lange Frist hinaus Anpassungsmöglichkeiten gewährleistet werden können.
Haus an der Strasse mit Apotheke, Gruppenpraxis, Dienstwohnungen
Das Haus reiht sich in die Abfolge der strassenbegleitenden Volumen und bildet an der Wehntalerstrasse eine prägnante Silhouette, die das Kirchengebäude ins Zentrum rückt. Im Erdgeschoss nimmt es verschiedene, die Strasse belebende öffentliche Nutzungen auf. Die Apotheke zeigt sich mit einem prominenten Schaufenster, zwei Werkstätten des begleiteten Wohnens lassen sich mit grossen Toren öffnen und die Küche und die Rüstküche gewährleisten einen Einblick in den Bereich des Fachspitals. Die Gruppenpraxis nimmt das gesamte erste Obergeschoss ein und kann bei Bedarf in zwei separat organisierte Einheiten aufgeteilt werden. Die beiden mehrseitig orientierten, langgezogenen Dienstwohnungen im zweiten Obergeschoss verfügen jeweils über einen Hof, der an diesem lärmbelasteten Ort einen ruhigen Aussenraum bietet und die schallabgewandte Belüftung der Zimmer gewährleistet. Trotz der exponierten Position erlaubt das Patiowohnen eine qualitativ hochwertige Wohnsituation mit einem überraschend hohen Grad an Privatheit.
Höfe, Verbindungsbauten und Aussenraum
Die zwischen den Baukörpern geschalteten Höfe dienen der einfachen Orientierung, sind aber auch wichtige Orte des Austauschs, des Arbeitens und der Kontemplation.
Ihre Gestaltung entspricht der jeweiligen Zuordnung: Der Wohnhof als unkomplizierter Alltagsraum ist mineralisch geprägt mit einer Chaussierung, während der Lindenhof grün in Erscheinung tritt mit einem vielseitig nutzbaren Rasen. Der Gesprächshof und der üppige Grüne Hof bilden die Nahtstellen zum bestehenden Kirchenensemble. Die Volumen sind so gesetzt, dass die bestehende prächtige Sommerlinde in den mittleren, nicht unterkellerten Hof zu liegen kommt und so erhalten werden kann. Die pavillonartigen eingeschossigen Verbindungsbauten nehmen an die Höfe angrenzende Nutzungen auf: die Eingangshalle mit Personenkontrolle, Aufnahme und Wundtherapie, die Räume der Beschäftigungstherapie und den Speisesaal.
Begleitetes Wohnen «Brothuuse»
Das Haus für das begleitete Wohnen «Brothuuse» situiert sich senkrecht zur Wehntalerstrasse zwischen dem Weg «am Sägertenbach» und einem langen, gemeinschaftlich nutzbaren Hof. Es steht in einer Reihe mit den Zeilenbauten senkrecht zu der Wehntalerstrasse und schafft so über die Anlage hinaus eine Verknüpfung zum Bestand. An den Hof angeschlossen sind auch das bestehende Pfarrhaus mit gemeinschaftlichen und administrativen Räumen und zwei Werkstätten im strassenseitigen Gebäude mit einem möglichen Bezug zur Öffentlichkeit.
Das lange Gebäude «Brothuuse» ist von der Idee der Wiederverwertung geprägt. Die Gebäudestruktur der bestehenden Siedlung «Brothuuse» soll möglichst umfassend weiterverwendet werden. Dazu werden die vorfabrizierten Elemente zerlegt, zum neuen Bauplatz transportiert, neu konfiguriert, durch neue Elemente ergänzt und wieder aufgebaut. Dies bedingt kleinere räumliche Einschränkungen und gewisse Abstriche am Wohnkomfort, bringt dafür den Grundgedanken eines sozial nachhaltigen Angebots deutlich zum Ausdruck. Das «wiederverwendete Haus» kann nach Ablauf einer weiteren Abschreibungsphase oder – falls notwendig – auch im Verlauf des Planungsprozesses durch ein analoges Neubauvolumen ersetzt werden.