2009
Projektinfos

Selektiver Projektwettbewerb: 2009
Bauauftraggeberschaft: Amt für Hochbauten der Stadt Zürich
Mitarbeit: Michael Nötzli, Anna Lehmann, Reto Oertle, Jonas Ringli
Landschaftsarchitektur: Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

Die seit der Landesausstellung 1939 bestehende Gebäudegruppe der Fischerstube und Fischerhütte liegt am rechten Seeufer, am Scheitel des Zürichhorns, unmittelbar südlich des mit dem See verbundenen Weihers, der alten Mündung des Hornbaches. Die Fischerstube und die Fischerhütte wurden 1939 von den Architekten Karl Kündig und Heinrich Oetiker als provisorische Restaurationsbauten für das Landidörfli der Schweizerischen Landesausstellung erstellt. Es wurden traditionelle, bodenständige Bauweisen gezeigt. Das wuchtige Walmdach der Fischerstube war einst strohbedeckt, die Wände waren schilfverkleidet. Die 1939 erbaute Fischerstube brannte am 31.12.1956 nieder und wurde in der ursprünglichen Form, jedoch teilweise mit anderen Materialien, neu aufgebaut. Aufgrund des schlechten Zustandes der Gebäudekonstruktion und -technik wurde entschieden, die Fischerstube abzubrechen und durch einen «wesensgleichen» Neubau zu ersetzten.

Fischerstube und Fischerhütte

Im Sinn der Anknüpfung an die vorhandenen Stimmungen des Ortes orientiert sich der Neubau der Fischerstube in der Volumetrie und im Erscheinungsbild nahe am Vorbild der Landesaustellung. Die verschiedenen Terrassenanbauten werden durch einen an die Struktur des Neubaus gekoppelten länglichen Steg ersetzt, der sich wie der ehemalige Fischersteg parallel zum Körper der Fischerstube legt und den See zwischen Fischerstube und Fischerhütte wieder bis an die Uferkante stossen lässt. Umgekehrt erlaubt dies den unverstellten Durchblick aus der Tiefe des Landschaftsraumes zum See.

Zwischen Fischerstube und Fischerhütte wird die angrenzende Uferbefestigung aus Bollensteinen zu einer Ufermauer hochgezogen und bildet auf Eingangsniveau ein breites, Boden ebenes, abgeschliffenes Steinbord, das den Übergang zwischen Wasser und Land deutlich zeichnet. Der Zugang ins Restaurant erfolgt wie zu Zeiten der «Landi» indirekt über die vorgelagerte Veranda. Entlang einer gekrümmten Wand entfaltet sich der erst niedrige als Bar genutzte Raum seewärts zu einem dreiseitig zum See orientierten firsthohen Speisesaal. Der einmaligen Lage am See wird mit einer neu interpretierten Organisation im Innern, die eine möglichst grosse Anzahl von attraktiven Fensterplätzen ermöglich, Rechnung getragen. Der Gastraum von einem umlaufenden Fensterband gesäumt, umspült den in der Mitte liegenden Holzkörper, der in seiner Körperhaftigkeit vielleicht auch an die augenzwinkernde Schiffsanektote der orginalen Fischerhütte erinnert. Der Raum unter dem mächtigen Strohdach wird für die Gäste ausschnittsweise in seiner ganzen Länge und Höhe erlebbar. In dem hölzernen Rumpf sind die Küche, die Betriebs- und Technikräume untergebracht. Einzelne Bullaugen geben Gästen und Personal sequenzielle Ein- und Ausblicke.

Spanten und Planken

Die Tragstruktur und der Gastraum der Fischerstube bilden eine Einheit. Tragwerk und Schalung sind wie die Spanten und Planken eines mächtigen Schiffsrumpfes im Innenraum sichtbar. Die Tragstruktur ist als hölzernes Stabwerk konzipiert. Das mächtige Sparrendach ruht einerseits auf den beiden gefächerten Mittelwänden und andererseits auf den entlang der Fassade gesetzten Aussenstützen. Der seeseitige Walm ist mit fächerförmig verlegten Sparren konstruiert, der seeabgewandte konventionell mit Gratsparren, wobei die beiden Sparren von einer Mittelstütze getragen werden. Die Dachsparren als auch die Ständer der Mittelwände sind zweischichtig mit einer lackierten massiven Fichtenschalung und Gipsfaserplatten beplankt und bewerkstelligen somit die Aussteifung gegen Einwirkungen aus Wind und Erdbeben. Das Gebäude ruht auf einem Holzrost, bestehend aus in Längsrichtung zu diesem verlaufenden Unterzügen sowie quer dazu versetzten Rippenplatten. Der Rost wird von in den Seegrund getriebenen Stahlrohrpfählen getragen. Der Brandwiderstand der sichtbaren Holzkonstruktion wird durch die Tragkonstruktion selbst gewährleistet, indem bei der Dimensionierung der einzelnen Bauteile ein allseitiger Abbrand in Rechnung gestellt wurde.

Falten

Im Gegensatz zum Stabwerk der Fischerstube bildet ein gefaltetes Flächentragwerk das Dach des Pavillons. Dieses ist zur Mitte hin überhöht, die gefalteten Stahlbleche sind am Aussenrand mit kreissegmentförmigen, eingeschweissten Blechen abgeschlossen. Die einzelnen Teile bilden so in ihrer spezifischen Anordnung eine Schale, welche den darunterliegenden Raum stützenfrei überspannt. Die Stabilität des Daches gewährleisten die kreisförmig angeordneten, in die Fundation eingespannten Stützen.